Die Gruppe der Mittelmeerkrankheiten (MMK) ist ein wichtiges Thema, wenn man eine Fellnase aus dem Süden Europas adoptieren möchte. Durch das günstige warme Klima haben Parasiten und Erreger einen passenden Lebensraum. Alle Hunde, die dort leben, aber zunehmend auch Hunde bei uns in Deutschland, sind einer permanenten Infektionsgefahr ausgesetzt. Selbst Sandmücken, die Überträger der Leishmaniose, fanden bereits den Weg nach Deutschland, und fühlen sich hier dank der milden Winter sehr wohl. Natürlich bedeutet dies nicht, dass alle Hunde aus dem Süden an einer MMK erkrankt sind! Es ist nur wichtig, sie im Hinterkopf zu haben.

Die von uns zur Vermittlung stehenden Hunde werden vor ihrer Abreise auf MMK getestet, sofern sie ihr erstes Lebensjahr vollendet haben. Allerdings ist zu beachten, dass sich trotz negativem Ergebnis zum Beispiel Leishmanien im Tier befinden können, die Krankheit jedoch noch nicht zum Ausbruch kam. Daher ist es angeraten, einen aus dem Ausland adoptierten Hund nach sechs Monaten und erneut nach einem Jahr durch einen Bluttest abchecken zu lassen, um auf Nummer Sicher zu gehen. Falls der Hund bereits positiv auf die Krankheit getestet wurde, hat er mit Sicherheit schon eine entsprechende Medikation erhalten. Sollte einer unserer Hunde an einer MMK leiden oder bereits durchgemacht haben, teilen wir Ihnen dies selbstverständlich mit und beraten Sie gerne.

  1. Leishmaniose 
    Dies ist die wichtigste Reisekrankheit des Hundes. Hierbei handelt es sich um eine Zoonose (auch Menschen können in seltenen Fällen infiziert werden). Durch den Stich der Sandmücke gelangen die Leishmanien in die Haut des Hundes und von dort aus in den Blutkreislauf; sie verbreiten sich im ganzen Körper. Eine Ansteckung von Hund zu Hund ist noch nicht beobachtet worden. Die Inkubationszeit kann zwischen einem Monat und sogar bis zu sieben Jahre betragen. Das heißt, dass die Krankheit über Jahre verdeckt bleiben kann. Symptome sind:
  • Hautveränderungen, hauptsächlich an den Ohrenspitzen (Ohrrandnekrose), auf dem Nasenrücken und um die Augen (Schuppenbildung, kahle, juckende, schlecht verheilende Stellen 
  • geschwollene Lymphknoten (zum Beispiel in den Kniekehlen, den Achseln und an den Unterkiefern)
  • schnelles, abnormes Krallenwachstum
  • Abmagerung, Müdigkeit, Teilnahmslosigkeit
  • Durchfälle, Erbrechen
  • Nierenentzündung
  • Gelbsucht 

Wird diese Krankheit frühzeitig bemerkt, kann durch eine passende Medikation (zum Beispiel Azole oder Allopurinol) und eine angepasste Ernährung (purinarm), sowie Stärkung des Immunsystems, die Lebensdauer des Hundes verlängert werden, indem die Anzahl der Leishmanien gering gehalten wird. Leishmaniose ist eine chronische Krankheit und nicht heilbar

Immer wieder gibt es Hunde, die einen hohen Antikörpertiter aufweisen, bei denen die Krankheit jedoch niemals ausbricht. Es wurden sogar Fälle beschrieben, bei denen sich das Immunsystem des Tieres an den Parasiten angepasst hat und die Krankheit ebenfalls nie zum Ausbruch kam.

2. Babesiose
Sie wird auch die „Hunde-Malaria“ genannt, übertragbar durch die sogenannte Auwaldzecke und die braune Hundezecke. Durch den Biss gelangen die Babesien in den Hund und zerstören die roten Blutkörperchen. Das führt zu Symptomen binnen ein bis drei Wochen:

  • Fieber
  • Gelbsucht
  • Mattigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Anämie, blasse Schleimhäute 

Übertragung von Hund zu Hund / Hund zu Mensch ist nicht beobachtet worden. Rechtzeitig erkannt und therapiert ist sie heilbar.

3. Ehrlichiose
Ebenfalls durch die braune Hundezecke sind diese Bakterien übertragbar. Sie zerstören die weißen Blutkörperchen. Dies zeigt sich durch Symptome wie:

  • Fieber
  • Futterverweigerung und Abgeschlagenheit
  • Erbrechen
  • Anämie
  • evtl. können auch Blutungen in der Haut / Schleimhaut auftreten 
  • Nasenaufluss / Nasenbluten 

Symptome treten ungefähr drei Wochen nach dem Zeckenbiss auf. Eine Übertragung vom Hund auf den Menschen ist unwahrscheinlich. Durch die Behandlung mit Antibiotika ist diese Krankheit heilbar

4. Borreliose
Die Krankheit wird durch die Borrelien ausgelöst. Über den Biss einer Zecke werden sie auf den Hund übertragen. Man geht davon aus, dass jede dritte Zecke Borrelien in sich trägt. Nur ca. ein Drittel der infizierten Hunde zeigt akute oder immer wiederkehrende Symptome. 
Die Infektion erfolgt erst 16-24h nach dem Biss, da die Bakterien aus dem Darm der Zecke in die Speicheldrüsen gelangen müssen, von wo sie dann allmählich in den Hund abgegeben werden. Befallen werden dann Gelenke und in seltenen Fällen das Nervensystem oder Organe.

Symptome treten nach ca. vier bis sechs Wochen auf:

  • evtl Wanderröte, wie beim Menschen bekannt, allerdings beim Hund meist durch Fell bedeckt (frühe Phase)
  • hohes Fieber
  • Mattigkeit
  • Appetitlosigkeit 
  • Lahmheit (späte Phase) —> wenn der Erreger nach dem ersten Schub nicht eliminiert werden konnte, dies tritt nach mehreren Wochen oder Monaten auf 
  • Nierenversagen 

Eine langwierige und sich wiederholende Behandlung mit Antibiotika führt zur Heilung, wenn die Borreliose in der frühen Phase erkannt wird. Auch symptomatische Behandlungen mit entzündungshemmenden Stoffen sind von Vorteil. Haben sich die Bakterien bereits in den Gelenken eingenistet (hier kommen die Antibiotika nicht hin), ist eine vollständige Eliminierung des Erregers nur schwer möglich, eine Symptomlosigkeit ist jedoch zu erreichen. Zu Bedenken ist, dass die Krankheit jederzeit wieder ausbrechen kann. Gefährdete Hunde können gegen Borrelien geimpft werden.

5. Herzwürmer
„Dirofilaria immitis“, der parasitäre Fadenwurm wird durch Stechmücken übertragen. Sie saugen das Blut infizierter Hunde und nehmen so die Larven auf. Diese können dann beim Saugen an einem, noch gesunden Hund, abgegeben werden und bei starkem Befall die Lungenarterien und dann die rechte Herzhälfte besiedeln, wo sie sich zu erwachsenen Würmern entwickeln und ihrerseits Larven produzieren. Die Larven gelangen in den Blutkreislauf und der Teufelskreis beginnt von vorne. 

Symptome – Frühphase:

  • Husten
  • Atemnot nach körperlicher Belastung 
  • Erschöpfung
  • Appetitlosigkeit

Spätphase: 

  • Lungenentzündung
  • Leberschäden
  • Nierenschäden
  • Thrombosen

Letztendlich führt die Krankheit unentdeckt zum Herzversagen und dann zum Tod.
Bei der Therapie ist das Hinzuziehen eines erfahrenen Tierarztes wichtig, da bei einem starken Befall und bereits erwachsenen Würmern das einfache Abtöten zu Problemen führen kann. Sowohl durch die große Menge an Würmern, die in den Kreislauf gelangt und zu Embolien führen kann, als auch den Bakterien, die sich in den Würmern befinden können und beim Absterben dieser freigesetzt werden. Auch ein Schock kann durch das Fremdeiweiß entstehen. Teilweise wird sogar eine operative Entfernung aus dem Herzen angeraten. 
Wird die Krankheit frühzeitig entdeckt, ist die Therapie durch Antiwurmmitteln oder einfache Spot-Ons leicht umsetzbar. Gute Heilungschancen gibt es, wenn noch keine irreversible Organschädigung stattgefunden hat. 

6. Hepatozoonose
Dabei handelt es sich um eine parasitäre Infektionskrankheit, die durch Verschlucken oder zerbeißen von infizierten Zecken (braune Hundezecke)/Tieren übertragen wird. Diese Einzeller greifen die weißen Blutkörperchen an, aber auch Zellen der Milz, Leber, Lunge, Muskeln und des Knochenmarks. Es kommt zu eitrigen Entzündungen des Gewebes. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis vier Wochen

Symptome:

  • Fieberschübe
  • Gewichtsabnahme 
  • Lymphknotenschwellung
  • Anämie —> blasse Schleimhäute 
  • Durchfall, teils blutig 
  • Überempfindlichkeit bis hin zu Schmerzen am ganzen Körper
  • Muskelentzündungen

Durch Behandlung mit Antiprotozoika und Antibiotika ist die Krankheit unter Kontrolle zu halten, allerdings nicht heilbar. Auch eine symptomatische Behandlung wird angeraten.

7. Anaplasmose 
Sie wird durch den Biss einer infizierten Zecke (Holzbock) übertragen. Dabei handelt es sich um Bakterien, die beim Zeckenbiss in den Hund eindringen können. Leider können sich Hunde auch in Deutschland anstecken, da der Holzbock bei uns beheimatet ist. 
Die Inkubationszeit kann zwischen wenigen Tage bis hin zu mehreren Wochen betragen. 

Symptome:

  • hohes Fieber 3-5 Tage lang
  • Durchfall
  • Erbrechen
  • Apathie
  • Milz und Lebervergrößerung 
  • Atemnot 
  • Gelenkentzündungen —> Lahmheit 
  • Lymphknotenschwellung 
  • Anämie
  • Krämpfe

Durch frühzeitige Antibiotikagabe kann eine gute Prognose gestellt werden. Auch eine symptomatische Behandlung sollte erfolgen. Bei schweren Verläufen hilft auch eine Bluttransfusion. Ist die Krankheit bereits sehr fortgeschritten, ist eine Heilung nicht mehr möglich. 

Durch das Benutzen von Mitteln gegen Zecken oder Mückenabwehrmittel kann ein präventiver Schutz gegen MMK mit hoher Wahrscheinlichkeit ermöglicht werden.

Autorin: Agi Lehr

Quellen: