Die gute Nachricht gleich mal vorneweg: Alle Maremmani, in vielen Fällen selbst die hochbetagten, haben ein ausgezeichnetes Gehör.
Sie hören alles. Das Auto ihres Besitzers, selbst wenn der noch zwei Kilometer entfernt ist, die Kühlschranktüre, auch wenn versucht wird, diese völlig geräuschlos zu öffnen und im Ernstfall hören sie ohne Probleme sogar „das Gras wachsen“.
„Komm heeeeeeer!“
Dennoch bekommen die meisten Maremmanobesitzerinnen und -besitzer früher oder später das Gefühl, mit den Ohren ihres Lieblings könnte etwas nicht in Ordnung sein. Ein sehr beliebtes Szenario, das sicher alle kennen: Man läuft gemütlich mit seinem Hund spazieren. Der Maremmano, wie es sich gehört, läuft mindestens 100 Meter vorneweg, denn er muss die Gegend checken. Da taucht plötzlich am Horizont ein Radfahrer mit einem angeleinten Hund auf. Der Maremmano bleibt stehen, sein Mensch auch: „Komm!“ Der Ruf hallt über die Feldwege. „Komm heeeeeer!“ Ein weiterer Versuch, den höchst interessierten Maremmano zurückzurufen, verpufft im Nichts. „Komm jetzt endlich heeeeeeer!“ Mit Nachdruck wird versucht, den Maremmano zur Umkehr zu bewegen. Dieser zeigt sich nun völlig desinteressiert, dreht sich nicht mal mehr um, sondern bewegt sich stattdessen mit raumgreifenden Schritten auf den Radfahrer und seinen Hund zu. Das ist der Moment, in dem man sich wieder einmal mehr wünscht, der Boden möge sich unter einem auftun!
Was ist passiert?
In diesem Szenario kommen mehrere Dinge zusammen, die hier einmal aufgezählt werden sollen:
- Der Maremmano kann gar nicht anders als sein Territorium („alles meins“) kontrollieren. „Alles meins“ sind Spazierwege, die regelmäßig mit ihm gegangen werden.
- Natürlich weiß er sehr gut, was mit dem Kommando „Komm!“ gemeint ist. Er ist ja nicht blöd. Aber es ist einfach komplett unlogisch, zurückgepfiffen zu werden, obwohl sich da vorne gerade etwas herumtreibt, das aus seiner Sicht erst mal näher untersucht werden muss.
- Die Stimme von Frauchen oder Herrchen wird schärfer? Das stößt beim Maremmano auf völliges Unverständnis. Schließlich macht er hier nur seinen Job. Und ein zeternder Mensch geht für ihn sowieso überhaupt nicht. Das verbucht er schnell unter: „Den kann man echt nicht ernst nehmen“.
Nachdem der Maremmano sich vergewissert hat, dass von Radfahrer und Hund keine Gefahr ausgeht, trottet er gemütlich zu seinem Menschen zurück und tut so, als wäre nichts gewesen. Schnappatmung und Angstschweiß ignoriert er. Aus seiner Herdenschutzhundsichtweise heraus hat er genau richtig gehandelt. Basta.
Licht am Ende des Tunnels?
Unser Maremmano ist nicht stur, dominant oder gar dumm. Er tut einfach nur, was er tun muss. Und dazu gehört eben auch die Revierkontrolle, selbst wenn diese in unseren teilweise sehr dicht besiedelten Gebieten oftmals auf wenig Gegenliebe stößt. Jogger, Radfahrer, Familien, Inline-Skater … sie alle gehen ebenso wie wir einer Freizeitbeschäftigung nach. Nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme können hier Konflikte vermieden werden. Und dazu gehört eben auch, dass unser „Blitzmerker“ nicht jeden Radfahrer, den er blöd findet, am Weiterfahren hindert. Um dies zu erreichen sind Geduld, Aufmerksamkeit und ein partnerschaftliches, faires Training gefragt – für entspannte geneinsame Spaziergänge.
An dieser Stelle möchten wir Ihnen gerne die beiden Bücher von Mirjam Cordt, Ich halte dich Bd. 1 und Bd. 2 ans Herz legen. In ihrem Training setzt Mirjam Cordt auf eine sichere Bindung zum Menschen und auf ein faires, gewaltfreies Training mit dem Hund. Man spürt in jeder Zeile, die man liest, ihre Liebe zu den Herdenschützern und – der Erfolg gibt ihr recht. Schon so vielen verzweifelten Haltern von Herdenschutzhunden (und verzweifelten Herdenschutzhunden) hat sie zu einer entspannten und von gegenseitigem Respekt geprägten Beziehung verholfen. Die Bücher können bestellt werden unter https://verlag-caniversum.de/