Der Weg vom Tierschutzhund zum arbeitenden Herdenschützer – oder warum es nicht unbedingt ein Hund vom Züchter sein muss

Ein Erfahrungsbericht von Ina Kraus, Nebenerwerbslandwirtin und Ziegenhalterin

„Ich möchte hier die Geschichte meiner Herdenschutzhunde Aris und Aiva erzählen. Beide Hunde kommen aus dem Tierschutz – und arbeiten an der Herde. Ihren Job machen sie genauso gut, wie Herdenschutzhunde mit Stammbaum von Züchterin oder Züchter.

Aris, damals noch Nico, mit seinem Pfleger Klaus im Canile

Ich bin mit Hunden aufgewachsen und sie begleiten mich schon mein ganzes Leben. Von Kindesbeinen an schlägt mein Herz für Tiere und deren Schutz. Aus diesem Grund zog auch recht früh der erste Hund aus dem Tierschutz bei uns ein. Weitere folgten.

Ich bin Landwirtin und habe eine größere Ziegenherde. Schon länger hegte ich den Wunsch, meine Ziegen, die in der Landschaftspflege eingesetzt werden, mit Herdenschutzhunden zu schützen.

Zum einen natürlich vor dem Wolf, der sich auch in Richtung Süddeutschland ausbreitet und zum anderen vor streunenden Hunden (dazu gab es auch schon einen Vorfall in unserer Herde). Kurz: Ich wollte meine Ziegen vor all dem schützen, was innerhalb des Zaunes nichts verloren hat.

Für mich war immer klar, auch hier kommt nur ein Tierschutzhund infrage. Es gibt so viele geeignete Hunde, die in Tierheimen nur darauf warten, eine Aufgabe zu bekommen.

Mit dieser Meinung stand ich in Fachkreisen allerdings alleine da, die angesagte Meinung ist, dass nur ein Hund aus entsprechender Zucht, mit entsprechender Prägung, dafür geeignet ist.

Allerdings sind diese Hunde sehr teuer und für einen Hobbyhalter oder für eine Landwirtin im Nebenerwerb, wie ich es bin, finanziell kaum lohnenswert.

Mit Karin Wöhler fand ich eine tolle Ansprechpartnerin – und so auch meinen ersten Maremmano. Aris kam in Italien bei einem Schäfer auf die Welt, lebte die ersten fünf Monate mit Mama und Papa dort und konnte sich dabei schon einiges abschauen. Dann wurde er „aussortiert“ und landete zu seinem großen Glück in einem Tierheim in der Toskana bei lieben Pflegern. Dort verbrachte er weitere vier Monate. Sein im Umgang mit Herdenschutzhunden erfahrener Pfleger merkte recht schnell, dass Aris sehr gute Veranlagungen zeigt, um als arbeitender Herdenschutzhund eingesetzt zu werden, ja, dass er es sogar braucht, ausgeglichen und zufrieden seinem Naturell folgen zu können.

So war der Entschluss gefasst und ein wunderschöner Maremmano zog bei uns ein. Das Abenteuer begann.“