Immer wieder begegnete uns in Gesprächen mit Interessentinnen und Interessenten eine große Unsicherheit, was das Wesen eines Herdenschutzhundes, aber auch den Umgang mit dem Herdenschutzhund im Allgemeinen, angeht.

Die imposanten weißen Riesen üben natürlich eine gewisse Faszination aus. Stolz und erhaben schauen sie in die Welt, wirken manchmal fast ein wenig unnahbar. Und brauchen, um glücklich zu sein, „selbstverständlich“ eine Herde und mindestens fünf Hektar Land zum Bewachen und eine feste Hand, die konsequent die Erziehung übernimmt, ist selbstredend. Ist das so?

Das Internet spuckt so mancherlei sehr kuriose Dinge aus, wenn es um Herdenschutzhunde geht und so manche adoptionswillige Menschen verzagen beim Lesen der Voraussetzungen für die Haltung und Erziehung von Herdenschutzhunden.

Doch Sie sind durchaus HSH-tauglich wenn Sie:

• ein in sich ruhender, gelassener Mensch sind
• nicht alles persönlich nehmen
• sehr geduldig, liebevoll und fürsorglich sind
• einen ausgeprägten Sinn für Fairness haben
• sämtliche Dominanztheorien für Blödsinn halten
• Verantwortungsbewusstsein haben
• über sich selbst lachen können
• sehr humorvoll sind
• die Natur lieben
• es Ihnen egal ist, ob Ihr Hund perfekt „Sitz“, „Platz“ und „Fuß“ kann
• einen echten Kumpel, einen Buddy suchen, der mit Ihnen durch dick und dünn geht

Denn sind wir doch mal ehrlich, auch wir hatten irgendwann unseren ersten Maremmano. Hatte man vorher keinen anderen Hund, einen, der stets brav Sitz, Platz und Fuß machte, kann man dem Thema Haltung von HSH entspannt und ohne allzu hoch geschraubte Erwartungen begegnen. Ja, HSH sind anders. Sie sind stolze, sehr sensible und dabei doch eigenständige, unabhängige Charaktere.

Sie befolgen keine aus ihrer Sicht sinnlosen Befehle und das Wort „Komm“ wird, je nachdem, ob es gerade etwas Interessanteres zu untersuchen gibt, zu einem sehr individuell interpretierten Begriff. Wer also nach einem Hund sucht, der brav alle Kommandos ausführt und nach dem ersten „Komm“ am Fuß steht, wird mit einem Maremmano nicht glücklich. Auch Hundesport, das Laufen am Fahrrad und Joggen mit Herrchen oder Frauchen an der Leine, findet ein Maremmano im Allgemeinen schlichtweg „doof“. Er möchte sein Revier erkunden, schnüffeln, verweilen, schauen, prüfen, abwägen, entscheiden … und nicht an einer langen Leine durch die Gegend gezogen werden. Wer allerdings einen Kumpel sucht, mit dem er durch dick und dünn gehen kann, einen, der gerne auch mal mit auf eine längere Wanderung geht, einen, der gerne in der freien Natur ist und diese erkundet, wer auch mal Fünf gerade sein lassen kann und wer zudem noch mit einem „gerüttelt Maß“ an Humor ausgestattet ist, der darf gerne mal darüber nachdenken, sich einen dieser imposanten weißen Riesen, einen Maremmano Abruzzese, zuzulegen.

Unsere Maremmani sind so unterschiedlich wie wir Menschen auch. Da gibt es Couchpotatoes, die sich nicht mal für den Briefträger interessieren und natürlich auch sehr wachsame Exemplare, die jede Bewegung mit Bellen kommentieren. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es fast für jede Konstellation einen passenden Hund gibt.

In unseren sehr ausführlichen Gesprächen werden wir mit Ihnen gemeinsam Ihre Lebenssituation erörtern und überlegen, welcher Hunde passend sein könnte. Gerade auch ein Mischling, bei dem die HSH-typischen Eigenschaften nicht so ausgeprägt sind, kann durchaus auch für HSH-Anfängerinnen und -anfänger geeignet sein. Oberste Priorität hat immer das Finden der optimalen Hund-Mensch-Konstellation, damit beide Parteien glücklich und zufrieden zusammen leben können. Und manchmal … manchmal passiert es sicher auch, dass wir von der Anschaffung eines Herdenschutzhundes abraten. Die Gründe hierfür werden wir Ihnen immer plausibel erläutern. Es gibt so viele Hunde, die ein Zuhause suchen. Wenn es kein Maremmano werden wird, so wird es vielleicht ein Labrador oder ein Border Collie aus dem nahegelegenen Tierheim. Denn auch dort warten viel zu viele Hunde auf ein neues Zuhause.