Das Thema Kastration ist ein ziemlich heißes Eisen und spaltet die Gemüter. Frühkastrationen von Hündinnen sind an der Tagesordnung. Auch Rüden werden oftmals relativ früh kastriert – zu früh, das muss man leider sagen.
In Anbetracht der Straßenhundproblematik und der unkontrollierten Vermehrung der Hunde in Italien, aber auch in vielen anderen Ländern Europas, und dem daraus resultierenden Elend, machen Kastrationen selbstverständlich Sinn.
Es gibt jedoch noch eine andere Methode, Hunde unfruchtbar zu machen, die es durchaus Wert ist, diskutiert zu werden: die Sterilisation. Diskutiert werden sollte die Sterilisation vor allem deshalb, weil viele Schäfer, die mit Maremmani arbeiten, der Ansicht sind, dass ein kastrierter Hund nicht mehr vernünftig arbeitet, faul und fett wird. Das mag sein. Primär geht es aber darum, die sinnlose und unkontrollierte Vermehrung zu unterbinden. Mit der Sterilisation der Hündinnen beispielsweise lässt sich das Argument der Schäfer entkräften und sinnlos produzierter Nachwuchs wird verhindert. Hier Zeit in Aufklärungsarbeit zu investieren, lohnt aus unserer Sicht auf jeden Fall.
Was ist denn nun der Unterschied zwischen einer Kastration und einer Sterilisation?
Gemeinhin bevorzugtes Mittel, Hunde unfruchtbar zu machen, ist immer noch die Kastration. Bei einer Kastration werden die Keimdrüsen, die die Hormone bilden, vollständig entfernt. Das bedeutet für einen Rüden, dass die Hoden entfernt werden. Bei einer Hündin werden die Eierstöcke und die Gebärmutter entfernt.
Wenig gebräuchlich und kaum bekannt ist dagegen die Möglichkeit der Sterilisation. Bei einer Sterilisation werden beim Rüden lediglich die Samenleiter durchtrennt, bei der Hündin werden die Eileiter entweder mit einem Clip versehen oder durchtrennt. In beiden Fällen wird verhindert, dass eine befruchtete Eizelle die Eileiter passieren und sich in die Gebärmutter einnisten kann. Hormonell bleiben die Tiere aktiv. Die landläufige Meinung, das Rüden prinzipiell kastriert und Hündinnen sterilisiert werden, wäre damit widerlegt.
Die Kastration, vor allem die Frühkastration, hat durchaus Nachteile, die hier einmal Erwähnung finden sollen:
- Wachstumsstörungen
- Gelenkprobleme
- Nicht erwachsen werden aufgrund fehlender Sexualhormone (ewige Adoleszenz)
- Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems
- Inkontinenz im Alter
- Erhöhte Anfälligkeit für Tumore (Osteosarkome und Milztumore)
- Altersdemenz
Auch ersetzt eine Kastration nicht die Erziehung eines Hundes oder beseitigt unerwünschtes Verhalten. Ein Beispiel: War der Vierbeiner schon als unkastrierter Junghund jagdlich ambitioniert und dachte man als Mensch vielleicht, das würde sich mit der Kastration ändern (Hund wird ruhiger), wird man schnell eines Besseren belehrt. Meist verschlimmert sich das unerwünschte Verhalten noch und unser Hund hat nichts anderes mehr im Sinn, als nach Beute Ausschau zu halten.
Ein No-Go aus unserer Sicht ist auch die Kastration von Spätzündern, beispielsweise unseren Herdenschutzhunden. Gerade sie haben einen langen Weg des Erwachsenwerdens vor sich und sollten nicht zu früh, wenn überhaupt, kastriert werden.
Wer sich gerne intensiver mit dem Thema Kastration auseinandersetzen möchte, dem sei das Buch „Kastration und Verhalten beim Hund“ von Sophie Strodtbeck und Udo Gansloßer wärmstens empfohlen.
Soll ich meinen Hund kastrieren? Oder muss ich es sogar? Diese Frage stellt sich irgendwann fast jeder Hundehalter, und so sieht er sich konfrontiert mit einer ganzen Reihe weiterer Fragen.: Was spricht für, was gegen eine Kastration? Wann könnte eine Kastration helfen, und bei welchen Problemen sollte der Hund auf keinen Fall kastriert werden? Wann sollte der Eingriff erfolgen? Wie läuft er ab? Mit welchen Komplikationen muss gerechnet werden? Wie verändert sich der Hund?
Sämtliche Antworten auf diese und viele weitere Fragen zu einem unter Hundehaltern heiß diskutierten Thema liefert dieses Buch.
Auch wir beraten Sie gerne ausführlich zu diesem Thema.